Die Bipolaren Störungen sind gekennzeichnet
durch Stimmungsumschwünge. Obwohl es kein bekanntes Heilmittel gibt, lassen
sich die meisten Formen ganz besonders gut mit Medikamenten und
unterstützender Psychotherapie behandeln.
Die Lehrbuch-Definition der Bipolaren Störung lautet: Eine oder mehrere
manische oder hypomanische Phasen, begleitet von einer oder mehreren
manifesten Depressionen. Diese Phasen laufen typischerweise periodisch
wiederkehrend ab. Dazwischen können längere Phasen ohne extreme Ausschläge
der Stimmung nach oben (Manie) oder untern (manifeste schwere Depression)
liegen.
Alle diese Ausdrücke werden in den nachfolgenden Kapiteln erklärt.
Es gibt zwei Haupttypen der bipolaren
Störung:
- Bipolar
I ist die „klassische“ Form der bipolaren Störung. Sie hat meist häufig weit
gefächerte, lang dauernde Anfälle von Manie zur Folge, gefolgt von lang
dauernden Depressionsattacken und umgekehrt. Wie auch immer, die wesentliche
Definition ist Depression und Manie, oder “gemischter Zustand (mixed states)”
- Bipolar II hat zur Folge zuletzt eine hypomanische Phase und eine große
Depression, aber niemals entweder eine voll ausgebildete Manie oder
Zyklothymie. Die Definition lautet Depression mit Hypomanie.
Wenn sich auch die Wechsel vom einen in den anderen Zustand schleichend
vollziehen, so kann der Wechsel auch ganz plötzlich geschehen. Der schnelle
Wechsel („Rapid Cycling“) der bipolaren Störung ist verbunden mit vier oder
mehr kompletten Stimmungs-Episoden innerhalb eines Jahres. Einige Rapid
Cycler können eine Stimmungsepisode innerhalb weniger Tage vollenden oder
sehr selten innerhalb von Stunden.
Ein bipolar Erkrankter kann sich auch in einem so genannten “gemischten
Zustand” („mixed states“) befinden. Dies bedeutet einen Stimmungszustand mit
einigen Charakteristika der Depression und anderen der Manie oder Hypomanie.
Es gibt wenige dokumentierte Fälle von Manie ohne Depression, aber der
DSM-IV enthält aktuell keine Kategorie nur für „Manie“ allein. (Diese
Diagnose war im DSM III enthalten, ist aber unerklärlicherweise im DSM-IV
nicht enthalten!)
Bei Benutzung des DSM-IV wird eine Person mit Symptomen der Manie immer als
bipolar diagnostiziert. Die generelle Stimmung in der Gesellschaft für
geistige Gesundheit scheint zu sein, dass was oder wer aufsteigt, endlich
wieder herunter kommen muss.
Der DSM-IV Definitionen der Depression und Manie werden in den folgenden
Abschnitten dargestellt. Es ist sehr wichtig, sich an folgendes zu erinnern:
- Diese Definitionen sind kein Führer zur Selbstdiagnose!
- Man muss nicht alle Symptome der Depression zeigen, um depressiv zu sein,
noch
muss man alle Symptome der Manie an den
Tag legen, um manisch zu sein.
Kriterien für die manische Phase
A. Eine ausgeprägte Periode abnormer und ständiger gehobener,
überschwänglicher oder gereizter Stimmung, die über 1 Woche dauert (oder
jeder Dauer, wenn ein Krankenhausaufenthalt notwendig ist).
B. Während der Periode der Stimmungsstörung halten drei (oder mehr)
der folgenden Symptome bis zu einem bedeutsamen Grad beharrlich an (vier,
falls die Stimmung nur gereizt ist):
(1) Übertriebene Selbstachtung oder Großartigkeit
(2) Abnehmendes Bedürfnis nach Schlaf (z. B. fühlt sich erholt nach nur 3
Stunden Schlaf)
(3) Gesprächiger als üblich oder Druck, zu reden
(4) Ideenflucht oder subjektive Erfahrung, dass die Gedanken rasen
(5) Zerstreutheit (Aufmerksamkeit wird zu leicht zu unwichtigen oder
belanglosen externen Reizen gezogen)
(6) Zunahme zielgerichteten Aktivitäten (entweder sozial, auf der Arbeit
oder in der Schule oder sexuell) oder psychomotorische Unruhe
(7) Exzessive Beteiligung an Vergnügungen, die ein hohes Potential an
schmerzhaften Konsequenzen haben (z. B. ungehemmter Kaufrausch, sexuelle
Taktlosigkeiten, oder törichte geschäftliche Investitionen).
C. Die Symptome treffen nicht zusammen mit den Kriterien einer
gemischten Episode.
D. Die Stimmungsstörung
ist hinlänglich schwer, um eine ausgeprägte Beeinträchtigung in
beruflichen Aufgabengebieten oder unübliche soziale Aktivitäten
oder Beziehungen mit anderen zu bewirken oder einen
Krankenhausaufenthalt zu erfordern, um zu verhindern, sich
selbst oder andere zu schädigen oder bei anderen psychotischen
Merkmalen.
E. Die Symptome sind nicht durch direkte physiologische
Effekte einer Substanz (z. B. Drogenmissbrauch, Medikamente oder
andere Behandlungen) oder eine generelle medizinische Verfassung
(z. B. Überfunktion der Schilddrüse) verursacht.
Anmerkung: Manie-gleiche Episoden, die eindeutig durch
somatische antidepressive Behandlung verursacht sind
(Medikamente, Elektroschocktherapie, Lichttherapie), sollten
nicht einer Diagnose: „Bipolar I Störung“ zugerechnet werden. |
Hier einige der Symptome, die während einer manischen Episode auftreten
können:
- Abnehmendes Schlafbedürfnis
- Ruhelosigkeit
- Sich energiegeladen fühlen
- Verwirrtheit
- Vermehrte Geschwätzigkeit
- Kreatives Denken
- Zunahme von Aktivitäten
- Hochstimmung
- Unangemessenes Lachen
- Unpassender Humor
- Beschleunigtes Denken
- Schnelle, gepresste Sprache
- vermindertes Urteilsvermögen
- Vermehrte(s) religiöses Denken oder Glaubens-Überzeugungen
- Heiterkeitsgefühle
- Gedankenrasen
- Reizbarkeit
- Nervosität
- Unangemessenes Benehmen
- Leidenschaftliches Verhalten
- Vermehrte Sexualität
- Schallassoziationen ( die
Assoziation von Worten basierend auf ihrem Klang, ein möglicher
Grund, warum so viele Dichter bipolar sind, also warum wir einen
Wortspiel-Spaß haben)
- vermindertes Interesse an Sex oder irgendeiner
zwischenmenschlichen Beziehung, verursacht durch ein zwanghaftes
Interesse an einem anderen Thema oder einer anderen Tätigkeit
- überhöhte Selbstachtung (so beweise, dass ich bin NICHT der
Welt führende Autorität bin!) |
- Finanzielle Verschwendung
- Hochtrabendes Denken
- Gesteigerte Wahrnehmung
- bizarre Halluzinationen
- Desorientiert
- zusammenhangloses Denken
- zusammenhanglose Sprache
- Paranoia, Wahnvorstellung, verfolgt zu sein
- heftiges oder gewaltsames Verhalten, Feindseligkeit
- schwere Schlaflosigkeit
- großer Gewichtsverlust
- Erschöpfung |